newsbezeichnung

Banken müssen deutlich höhere Reserven für Gewerbeimmobilien bilden

12. Dezember 2025

Banken sollen deutlich höhere Puffer für Gewerbeimmobilienkredite bilden

Wien. Das Finanzmarktstabilitätsgremium empfiehlt, die Kapitalpuffer für bestehende Gewerbeimmobilienkredite massiv anzuheben. Die Maßnahme zielt darauf ab, Risiken im Bankensektor einzudämmen, nachdem die Quote notleidender Kredite zuletzt stark gestiegen ist.

Gestaffelte Erhöhung auf 3,5 Prozent

Bislang gilt ein sektoraler Systempuffer von einem Prozent. Das Gremium schlägt vor, diesen in zwei Schritten anzuheben: auf zwei Prozent ab 1. Juli 2026 und anschließend auf 3,5 Prozent ab 1. Juli 2027. Für die Umsetzung sind die FMA, das Finanzministerium und die Europäische Kommission einzubinden, weil die Kapitalpufferverordnung angepasst werden muss. Gemeinnützige Bauvereinigungen bleiben von der Pflicht befreit.

Bilanz der Banken bleibt belastbar

Eine Analyse der Oesterreichischen Nationalbank bescheinigt dem heimischen Bankensektor grundsätzlich ausreichend hohe Kapitalquoten. Der zusätzliche Aufschlag wird auf rund 1,7 Milliarden Euro geschätzt, während der bisherige Puffer einem Volumen von etwa 700 Millionen Euro entspricht. Nach Einschätzung der Aufseher sollte kaum eine Bank neues Kapital aufnehmen müssen, weil Gewinnsituation und Kapitalpolster zuletzt stabil waren.

Problematische Entwicklung bei Gewerbeimmobilien

Die Risikolage bleibt dennoch angespannt: Im dritten Quartal 2025 stieg die Ausfallquote bei Gewerbeimmobilienkrediten im Jahresvergleich um 2,5 Prozentpunkte und liegt damit europaweit an der Spitze. Unbesicherte Kredite in diesem Segment summieren sich auf rund 14 Milliarden Euro, Gewerbeimmobilienkredite machen 43 Prozent aller Unternehmenskredite aus, ein im europäischen Vergleich sehr hoher Anteil. Die NPL‑Quote für gewerbliche Immobilienfinanzierungen lag im ersten Halbjahr 2025 bei 7,9 Prozent und erhöhte sich bis zum dritten Quartal auf 8,4 Prozent.

Politik und Aufsicht am Zug

Bei der 47. Sitzung des FSMG, an der Vertreterinnen und Vertreter von Finanzministerium, Fiskalrat, Finanzmarktaufsicht und Nationalbank teilnahmen, stand die Stabilität des Finanzsystems im Mittelpunkt. Die FMA orientiert sich in der Regel an den Empfehlungen des Gremiums. FMA‑Vorständin Mariana Kühnel betonte, dass der österreichische Finanzmarkt insgesamt gut aufgestellt sei und das Osteuropageschäft vieler Institute weiterhin stabilisierend wirke. Dennoch signalisiert die Empfehlung, dass die Aufsicht die Risiken im Immobiliensektor deutlicher kapitalbedingt abfedern will.

Auswirkungen für Kreditnehmer

Die Aufsicht rechnet nicht mit dramatischen Auswirkungen auf die Kreditvergabe, da die Institute gut kapitalisiert sind. Gleichwohl kann ein höherer Puffer zu moderaten Verteuerungen von Gewerbeimmobilienfinanzierungen führen und dürfte insbesondere bei neuen Risikofällen als Puffer wirken. Für Eigentümer und Entwickler von Gewerbeimmobilien bedeutet die Maßnahme eine verschärfte Risikoprüfung und mögliche Anpassungen bei Finanzierungsstrategien.

Die Empfehlung des FSMG unterstreicht das erhöhte Augenmerk auf das Segment Gewerbeimmobilien und markiert zugleich einen präventiven Schritt der Aufsicht, um die Finanzmarktstabilität langfristig zu sichern.

Der Bericht stützt eine Nachricht von: diepresse.com
social facebook social youtube social instagram social tiktok

Copyright © 2000 - 2025 | 1A Infosysteme GmbH | Content by: 1A-Anzeigenmarkt.de 13.12.2025