Warum die EZB-Entscheidung die Bauzinsen kaum dämpft

Leitzins bleibt stabil, Bauzinsen steigen trotzdem

Deutschlandweit spüren Häuslebauer und Anschlussnehmer kaum Entlastung, obwohl die Europäische Zentralbank die Leitzinsen unverändert gelassen hat. Entscheidend für Immobilienkredite sind nicht die Notenbankentscheidungen, sondern die Renditen auf dem Kapitalmarkt.

Bauzinsen orientieren sich vor allem an Pfandbriefrenditen und den zehnjährigen Bundesanleihen. Diese Marktzinsen sind zuletzt merklich gestiegen, sodass sich zehnjährige Darlehen wieder an der Vier-Prozent-Marke bewegen — ein Niveau, das zuletzt Ende 2023 erreicht wurde. Die Ursache liegt in der Refinanzierungspraxis der Banken: Viele Hypothekarkredite werden über den Pfandbriefmarkt finanziert, der sich eng an Staatsanleihen entwickelt.

Jörg Utecht, Vorstandsvorsitzender der Interhyp Gruppe, erläutert die Wahrnehmung und die Realität: «Viele Kundinnen und Kunden gehen davon aus, dass die Leitzinsentscheidung unmittelbar die Bauzinsen senkt. Tatsächlich folgen die Kreditzinsen aber den Renditen am Kapitalmarkt, und diese sind zuletzt gestiegen.»

Was Kreditnehmer jetzt beachten sollten

• Prüfen, ob eine längere Festzinsvereinbarung sinnvoll ist: Bei bereits angebotenen Konditionen kann eine längere Zinsbindung Schutz vor weiteren Anstiegen bieten.
• Vergleichen: Konditionen unterscheiden sich deutlich zwischen Instituten und Vermittlern — ein unabhängiger Vergleich bleibt zentral.
• Refinanzierungspläne der Bank hinterfragen: Informationen zur Pfandbrieffinanzierung und zu Sondertilgungsmöglichkeiten helfen bei der Einschätzung der Gesamtkosten.
• Flexibilität behalten: Bei geplanter Anschlussfinanzierung Optionen wie Forward-Darlehen oder vorzeitige Bindung prüfen.

Fazit: Die EZB-Entscheidung allein bringt für Immobilienfinanzierungen keine automatische Entlastung. Kreditnehmer sollten Marktentwicklungen im Blick behalten, Angebote vergleichen und ihre Finanzierungsstrategie an mögliche weitere Zinsanpassungen anpassen.